1888
Widmung an Frau Emilie Wedekind auf Schloß Lenzburg
Und doch! Verehrte Frau, dies Buch sei dein!
Sei dein zum Trotz den häßlichen Gewalten,
Die sich wie Motten in der Seele Falten
Einnisten, eklem Staube sie zu weihn.
Du kannst es nicht, kannst nicht alltäglich sein,
Dich ängstlich an das ganz Gemeine halten,
Und, weil die Krüppel wimmelnd dich umschalten,
Nun selber werden wie die Kleinen klein.
Ich, der ich deines Kindes Reiz gesungen
In blind verliebter, blauer Schwärmerei,
Nun abgeblitzt mit meinen Huldigungen,
Ich grüße dich und fordere frisch und frei:
Thurmfahne rothes Herz in weißem Feld!
Urfehd' dem Nastuch der Philisterwelt!
1890
Widmung
Und doch! Verehrte Frau, dies Buch sei dein!
Sei dein zum Trotz den häßlichen Gewalten,
Die sich wie Motten in der Seele Falten
Einnisten, eklem Staube sie zu weih'n.
Du kannst es nicht, kannst nicht alltäglich sein,
Dich ängstlich an das ganz Gemeine halten,
Und, weil die Krüppel wimmnelnd dich umschalten,
Nun selber werden wie die Kleinen klein.
Ich, der ich deines Kindes Reiz gesungen
In blind verliebter, blauer Schwärmerei,
Nun abgeblitzt mit meinen Huldigungen,
Ich grüße dich und fordere frisch und frei:
Thurmfahne rothes Herz in weißem Feld!
Todfehd' dem Nastuch der Philisterwelt!
Amselrufe. Neue Strophen, Zürich 1888. S. 151. Online
Amselrufe, Zürich 1890, S. 138. Online